© Free-Photos auf pixabay.com  /  Fußgänger
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Psychological Perspectives on Walking – Die psychologischen Perspektiven des Gehens

Ralf Risser, Autor eines spannenden "Fußgeh-Motivationsbuchs" war bei "bewusst.nachhaltig" bei der Agenda 21 Plus Wien Alsergrund zu Gast: Zu Fuß gehen macht Sinn!

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum Sie zu Fuß gehen – oder dies eher nicht tun? Warum fällt es einige Menschen gar nicht schwer, auch den Arbeitsweg „per pedes“ zurückzulegen? Andere wiederum können sich das Einkaufen um die Ecke nur mit Hilfe ihres Autos vorstellen.

Das Buch "Psychological Perspectives on Walking" von Ralf Risser und Matus Sucha empfiehlt Strategien für Entscheidungsträger, wie mehr Gehen im Rahmen täglicher Mobilität lanciert werden kann. Es berichtet von Erfolgsgeschichten von Städten, die als fußgängerfreundliche Städte bekannt wurden, um zu zeigen wie gut gezielte Initiativen in der Praxis funktionieren.

Psychological Perspectives on Walking

Psychological Perspectives on Walking macht die Vorteile des Zufußgehens begreifbar. Es zeigt, wie man Leute mit Hilfe psychologischer Prinzipien ermutigen kann, (mehr) zu gehen. Gehen hat nicht nur enorme positive Auswirkungen auf die Gesundheit, auf die Umwelt (wenn es zumindest die vielen ganz kurzen Autofahrten ersetzt). Es fördert auch das gesellschaftliche Zusammenleben und die lokale Mikro-Ökonomie: das Lebensmittelgeschäft um´s Eck, die Konditorei oder das Beisl. Das Buch diskutiert Motivationen zu gehen und zeigt auch Hemmnisse auf. So werden einerseits psychologische Barrieren dargestellt: der innere Schweinehund wird hinter dem Ofen hervorgeholt und die Gewohnheiten, die zu Beginn wie Spinnennetze sind und sich letztlich als Drahtseile entpuppen, werden entlarvt. Andererseits werden auch Probleme der Infrastruktur eingehend beleuchtet.
Ein Abschnitt über die Geschichte des Gehens stellt dar, wie sich die natürliche Bewegungsform des Zufußgehens nach und nach als prestigelos und u. a., weil zeit- und energiekonsumierend und als zu vermeiden erscheinend, sich zurückdrängen ließ.
Ein Kapitel entführt uns in unterschiedliche Länder wie Jordanien, Japan, Rwanda, Südafrika oder die Niederlande und Schweden und lässt von dort stammende Forscher aus ihrem Kindesalltag berichten, was eines klar zu Tage bringt: das Kind oder der frühe Jugendliche erlebt das Gehen nicht als etwas wirklich Negatives. Im Gegenteil: Kinder assoziieren positive Impression mit dem Gehen, wie das Zusammensein mit Freunden, dem Geruch von Blumen, dem Gesang von Vögeln, aber auch dem positive Erleben der eigenen Physis. Auch die selbständige, aktive Mobilität in Verbindung mit dem eigenständigen Benützen öffentlicher Verkehrsmittel ohne Beaufsichtigung durch Erwachsene wird als erfreulich erinnert.

Das Individuum muss sich angesprochen fühlen.

Das Individuum muss sich angesprochen fühlen. „We should not have to walk – but love to walk”. Dies ist wohl eine der wichtigsten Erkenntnisse, auf den kleinsten Nenner gebracht, wenn es um die Motivation zur Umstellung menschlicher Verhaltensweisen – hier hin zum selbstverständlichen Gehen auch im Alltag - geht. Dies erfordert u.a. den Einsatz psychologischer Kommunikationsmethoden im Marketing und Kampagnen, die Kenntnis von Dissonanz-, Reaktanz und Attributionstheorien aber auch die Berücksichtigung menschlicher Bedürfnisse bei der Gestaltung attraktiver Infrastruktur für das Zufußgehen. Was Menschen zum Gehen brauchen und was zum Umstieg auf diese aktive Bewegungsform motiviert - push und pull Argumente - ist nie trivial.
Am Beispiel der fiktiven Stadt „Walkington“ wird der langsame Prozess, ausgehend von einem Pilotprojekt innerhalb der City, hin zur Ausweitung der fußgängerfreundlichen Infrastruktur auf das gesamte Stadtgebiet – bis in die oft vernachlässigten Außenbezirke und Ausfallsstraßen vom Leser begleitet. Das Buch bietet auf kurzweilige Art ein „Handbuch der anderen Art“ für nötige strategische und psychologische Schritte seitens der Behörden und Entscheidungsträger.
Das leicht lesbare und praktisch ausgerichtete Buch, das in der aktuellen Lebenssituation mitten im Jahr 2020 der Covid-19 Pandemie erscheint, kann vielen etwas Positives geben: Stadtplanern, Entscheidungsträgern, Gesundheitsfachleuten, Studenten der Psychologie, der Verkehrswissenschaften und der Sozialwissenschaften und allen im Bereich nachhaltiger Mobilität Tätigen. Es wird auch all jenen Personen gefallen, die als Bürger und Bürgerinnen an einem gesunden und nachhaltigen Lebensstil interessiert sind.

Einer von vielen Fachleuten aus dem Mobilitätsbereich, die dem Buch seine Anerkennung aussprachen hat sich folgendermaßen geäußert:

'This book is a must for anyone dealing with traffic planning. Around the world there is now consensus that tomorrow's sustainable transport has to focus on pedestrians, bicyclists, and public transport. Walkability is therefore an important key word for planners, how to make the system attractive, safe and secure, etc. for pedestrians. This book gives the perfect background for someone who wants to go deeper in understanding these issues, no matter if the background is in social sciences, engineering or any other discipline. It will contribute not only to raise the status of pedestrians but also to raise a new interest in the fascinating multi-disciplinary world of traffic'.—Christer Hydén, Emeritus technical division, Lund University, Sweden

Die Autoren des Buches sind beide Sozialwissenschafter: Ralf Risser (1949), Verkehrspsychologe und -soziologe der Universität Wien, seit einiger Zeit Visiting Professor der Universität Olomouc, Tschechien und Matus ¦ucha, ebenfalls Psychologe und Leiter der Psychologischen Abteilung an der Universität Olomouc.

Psychological Perspectives on Walking Interventions for Achieving Change

Weitere Informationen zum Buch finden Sie hier.


Artikel Online geschaltet von: / wabel /