© BirdLife/Michael Dvorak / Bekassine
© BirdLife/Michael Dvorak / Bekassine

Ein Grund zum Meckern: Rettung der Bekassine im Ibmer Moor

Spatenstich zum Schutz der hochgradig gefährdeten Vogelart Bekassine im größten Moorkomplex Österreichs

Oberösterreich und Salzburg haben in ihrem Grenzbereich mit dem Ibmer Moor nicht nur ein beliebtes Naherholungsgebiet mit jährlich rund 15.000 Besucher*innen, sondern auch ein ganz besonderes Naturjuwel, in dem sich Raritäten der Flora und Fauna tummeln. Das Ibmer Moor ist die größte Moorlandschaft Österreichs und Europaschutzgebiet. In Oberösterreich ist es zugleich das bedeutendste Brutgebiet für Wiesenvögel und damit ein europaweit einzigartiges Natur-Wohnzimmer für hochgradig gefährdete Vogelarten wie Bekassine und Großer Brachvogel.

Gemeinsam für ökologische Vielfalt und naturnahe Landschaft
Mit einem neuen Naturschutzprojekt soll nun eine regionale Trendwende im Biotop Moor eingeläutet werden. Gemeinsam mit dem Land Oberösterreich, BirdLife Österreich, Blühendes Österreich - REWE International Privatstiftung und der LEADER-Region Oberinnviertel-Mattigtal werden rund 30 Hektar ökologisch wertvolle Moorwiesen-Lebensräume aufgewertet. Zunehmende Gehölzzeilen verschlechtern die Lebensräume der Bekassine, weil sie baumarme Moore braucht. Deshalb sollen Gehölze an 15 Stellen entnommen und diese Flächen in offene Moorwiesen zurückgeführt werden. Durch die Wiederbewirtschaftung entstehen naturnahe, offene Moorwiesen oder Sümpfe, von denen die Bekassine, aber auch andere Arten wie Großer Brachvogel, Schwarzkehlchen, Kleiner Wasserfrosch und Pflanzen wie Feuchtwiesen-Prachtnelke und Moor-Spirke, profitieren. Durch seine CO2-Speicherung leistet das Moor einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und ist ein naturtouristischer Motor für die Region.

"Der Erhalt und Schutz unserer Naturlandschaften ist mir ein großes Anliegen. Das Ibmer Moor ist ein Vorzeigeprojekt für Moor-Renaturierung und für den Schutz der gefährdeten Bekassine. Ich freue mich über das Engagement und die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure, denn nur gemeinsam können wir den Naturschutz mehr vorantreiben", zeigt sich der stellvertretende Landeshauptmann und Landesrat für Naturschutz in Oberösterreich, Manfred Haimbuchner, von der Initiative begeistert.

Der Bekassine unter die Flügel greifen
"Die Bekassine kommt mit nur noch knapp 15 Paaren als größte Reliktpopulation Österreichs im Ibmer Moor vor. Das Überleben dieser hochspezialisierten, stark gefährdeten Art hängt unmittelbar von der Gestaltung dieses Gebietes ab, da sie zur Nahrungssuche mit ihrem langen, sensiblen Schnabel stocherfähige, staunasse Böden braucht. Wir müssen der Bekassine dringend unter die Flügel greifen und ihren Lebensraum sichern", erklärt Gabor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich und ehrenamtlicher Vorstand bei Blühendes Österreich. Die Bekassine zählt mit österreichweit nur mehr 30 bis 60 Paaren zu den am meisten bedrohten Vogelarten. Die Zerstörung von Mooren und Feuchtgebieten führte zu rapiden Bestandsrückgängen.

Einen Schönheitswettbewerb würde die Bekassine mit ihrem Schnepfenkörper und dem langen Schnabel wahrscheinlich nicht gewinnen. Dafür aber beeindruckt das Bekassinen-Männchen mit seinem bizarren Balzverhalten umso mehr. Es stürzt sich mit abgespreizten Schwanzfedern tollkühn in die Tiefe und klingt dabei, als ob eine Ziege meckern würde. Daher auch der wenig charmante Beiname der "Himmelsziege".

"Teil des Erfolges in unserem Naturschutzprojekt sind auch die privaten Grundeigentümer*innen", weiß Helene Zeilinger, Bundesleiterin der Landjugend Österreich und ehrenamtliche Beirätin von Blühendes Österreich. "Die langfristige Pflege der neu entstandenen Feuchtflächen wird nämlich künftig von den Eigentümer*innen selbst in Abstimmung mit dem Gebietsmanagement realisiert."

Ein Hoch auf das Moor: Moorschutz ist Klimaschutz

Nur 0,3 Prozent der Landesfläche Österreichs sind Moore. Der Großteil des ursprünglichen Moorbestandes wurde bereits durch Entwässerung vernichtet. "Moore leisten jedoch einen bedeutenden Beitrag für den Klimaschutz, denn sie speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt. In Deutschland enthält eine 15 Zentimeter mächtige Torfschicht auf gleicher Fläche in etwa gleich viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald. Wenn also in einem Moor die Torfmächtigkeit um einen Meter zurückgeht, müsste zum Ausgleich das Sechsfache an Fläche aufgeforstet werden und 100 Jahre ungestört wachsen", hebt Ronald Würflinger, Geschäftsführer von Blühendes Österreich, die Wichtigkeit der Moore in Sachen Klimaschutz hervor.

"BILLA hat die Bedeutsamkeit dieser artenreichen Lebensräume erkannt und deshalb freuen wir uns, dieses Leuchtturmprojekt über unsere Stiftung Blühendes Österreich fast zur Gänze mit 90.000 Euro zu finanzieren", ergänzt Josef Holzleitner, BILLA Vertriebsdirektor in Oberösterreich.

Dem Obmann der LEADER-Region Oberinnviertel-Mattigtal, LAbg. Ferdinand Tiefnig, ist die Kooperation zum Schutz des Moores und der Bekassine ein besonderes Anliegen: "Wir bedanken uns sehr herzlich bei BirdLife und bei Blühendes Österreich, dass ihre Wahl auf unsere Region gefallen ist. Mit den Fördermöglichkeiten aus LEADER beteiligen wir uns gerne an diesem bewusstseinsbildenden Projekt und helfen mit allen Mitteln, die uns zum Schutz unserer Naturräume zur Verfügung stehen."

Über das Ibmer Moor

Mit circa 2.000 Hektar ist das Ibmer Moor der größte zusammenhängende Moorkomplex in Österreich und liegt im Grenzbereich von Oberösterreich und Salzburg. Es besteht aus dem Ibmer Moor, dem Weidmoos und dem Bürmoos. Während die Torflager im Bürmoos und Weidmoos fast zur Gänze abgebaut und die Flächen zuletzt renaturiert wurden, findet man im Ibmer Moor zum Teil noch ursprünglichere Torfkörper und verschiedenartige Moortypen. Naturschutzgebiete auf Teilflächen gibt es seit den 1960er Jahren, inzwischen sind Bürmoos, Weidmoos und Ibmer Moor Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000.

Über Blühendes Österreich

Blühendes Österreich - REWE International gemeinnützige Privatstiftung setzt sich für eine gesunde Umwelt und eine nachhaltige Landwirtschaft ein. Deshalb fördert Blühendes Österreich seit 2015 rund 200 Bäuerinnen und Bauern, Naturschutzorganisationen, Gemeinden und andere Initiativen, die durch eine verantwortungsvolle Landwirtschaft und Schutz der Biodiversität unsere natürliche Vielfalt schützen. Mit ca. 4.000 Angeboten und Naturerlebnissen sowie 80 Partnern ist bluehendesoesterreich.at die größte digitale Plattform für Naturtourismus und Naturcontent Österreichs.

Über BirdLife Österreich

BirdLife Österreich setzt sich für den Vogel- und Naturschutz in Österreich und grenzüberschreitend ein. BirdLife Österreich verwirklicht wissenschaftlich fundierte Natur- und Vogelschutzprojekte in den vier Kernbereichen: Artenschutz, Lebensräume, Nachhaltigkeit und Bewusstseinsbildung. BirdLife Österreich ist Partner von BirdLife International, dem weltweit größten aktiven Netzwerk von Natur- und Vogelschutz-Organisationen mit über 2,7 Millionen Mitgliedern in 120 Ländern.

Über LEADER - "dahoam aufblian" in der LEADER-Region Oberinnviertel-Mattigtal

LEADER ist eine Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union, kofinanziert durch EU, Bund und Länder. LEADER fördert innovative Projekte, die von der Bevölkerung kommen.

Die LEADER-Region Oberinnviertel-Mattigtal liegt im Bezirk Braunau und ist sowohl von der Einwohnerzahl als auch von der Fläche eine der größten LEADER-Regionen im Land Oberösterreich. 37 Gemeinden mit rund 83.000 Einwohner*innen haben sich zu einem Verein zusammengeschlossen, mit dem Ziel, die Lebensqualität in der Region nachhaltig aufzuwerten.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /