© Zsolnay Verlag
© Zsolnay Verlag

Buchpräsentation: Ändert sich nichts, ändert sich alles

Bundesratspräsident Peter Raggl: Klimakrise hat unser Leben verändert

Wien - Die beiden MitinitiatorInnen des Klimavolksbegehrens und von "Fridays for Future" Katharina Rogenhofer und Florian Schlederer schrieben das Buch "Ändert sich nichts, ändert sich alles: Warum wir jetzt für unseren Planeten kämpfen müssen". Es wurde heute Abend im Parlament präsentiert. Eingeladen hatten dazu Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und der Zsolnay Verlag. Im Mittelpunkt des Buchs stehen die Chancen eines Umdenkens zur Bewältigung der Klimakrise für eine bessere Zukunft. Rogenhofer und Schlederer plädierten bei der Präsentation an die Politik, rasch und mutig die großen Hebel zu bewegen. Nur so könne man dem fortschreitenden Klimawandel entgegentreten.

Bundesratspräsident Raggl: PolitikerInnen müssen Veränderungen einleiten und Rahmenbedingungen schaffen

Vieles habe sich am Klima bereits verändert, erklärte Bundesratspräsident Peter Raggl mit Hinweis auf die Schlagzeilen über die Naturkatastrophen national und international im vergangenen Sommer. Diese hätten gezeigt, dass die Klimakrise bereits unser aller Leben verändert habe. Es liege nun in der Hand der Menschen, wie sehr sich diese Entwicklungen fortsetzten. Die Energie-, Verkehrs- und Steuerpolitik müsse dem Rechnung tragen, betonte der Bundesratspräsident. Nachhaltige Änderungen, die unser Leben beeinflussen, würden sich stets zwischen Angst, Hoffnung und Zuversicht bewegen. Angst und Hoffnung seien unsere Begleiter, wir bräuchten aber noch mehr Zuversicht, es schaffen zu können. Das Buch von Katharina Rogenhofer und Florian Schlederer würde diese notwendige Zuversicht geben. Es sei ein "Buch der Chancen" und zeige, dass es - wenn auch nicht einfach - möglich sei, einen neuen "Green Deal" umzusetzen, an dessen Ende eine Welt stehe, die auch für künftige Generationen lebenswert und erhaltenswert sei. Es liege in den Händen von PolitikerInnen, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und Veränderungen einzuleiten, die den Wandel ermöglichen, betonte Raggl.

Ändert sich nichts, ändert sich alles

Die Menschheit rase auf eine Katastrophe zu und niemand würde etwas dagegen unternehmen, so umschreiben die beiden AutorInnen die momentane Situation auf der Erde. Wenn die Politik so weitermache, würde keine bessere - nicht einmal eine gute - Welt auf die nächste Generation warten. Die größten Krisen der Natur würden im Moment die Menschen verursachen. Die Menschheit sei die bestimmende Naturgewalt und es liege an ihr, den Kurs anzupassen: "Koste es, was es wolle", erklärte Rogenhofer.

Die Menschheit befinde sich an einer Weggabelung. Wenn wir jetzt keinen rigorosen Klimaschutz betrieben, werde es die Welt, wie wir sie kennen, bald nicht mehr geben, zeigten sich Rogenhofer und Schlederer überzeugt. Aber noch könne man einen anderen Weg einschlagen. Die beiden AutorInnen führen in ihrem Buch hierzu Chancen eines Umdenkens an und wie sich eine bessere Zukunft gestalten ließe. Ein "Green Deal" müsse zeigen, wie die Welt zum Wohl aller verändert werden kann - eine Welt, in der die Natur erhalten bleibe, man klimafreundlich von A nach B komme, Energie aus Sonne, Wind und Wasser generiere und Kinder unbekümmert aufwachsen könnten.

Man könne nicht, wie vielfach propagiert, die Krise allein durch technische Innovationen lösen. Die technische Entwicklung könne langfristig sicher einiges lösen. Für die unmittelbar jetzt notwendigen Schritte könne man aber nicht auf diese Innovationen warten. Es gebe bereits genügend Lösungen wie Photovoltaik, um dem Klimawandel entgegenzutreten, diese müssten aber forciert werden, zeigten sich die beiden AutorInnen überzeugt.



Oft werde propagiert, dass KonsumentInnen mit ihren Käufen entscheiden, in welche Richtung es gehe. Diese individuellen und bewussten Konsumentscheidungen seien wichtig, es gebe aber größere Hebel. Die Politik müsse Mut haben, diese zu betätigen, um nachhaltig Erfolg bei der Bewältigung der Klimakrise zu haben. Einen besonders großen Hebel sehen die beiden AutorInnen in Österreich beim Verkehr. Dieser würde Emissionseinsparungen in anderen Bereichen zunichtemachen. Es brauche einen Wandel zu mehr öffentlichem Verkehr.
Gleiches Engagement der Politik wie bei der Bewältigung der Corona-Krise nötig
Zwar hätten seit Fridays for Future fast alle Parteien Klimaschutzthemen in ihre Politik aufgenommen, unzufrieden zeigten sich die beiden AutorInnen mit dem Tempo der politischen Umsetzung. Es sei durchaus vieles im Sinne des Klimaschutzes realisiert worden, wie das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz oder das Klimaticket. Wir bräuchten aber noch mehr und weitreichendere Veränderungen. Langfristig sei die Klimakrise wesentlich folgenschwerer als die Corona-Krise. Die beiden AutorInnen wünschten sich daher ein ähnlich hohes Engagement der Politik in Klimafragen wie derzeit bei Gesundheitsbelangen. Umfragen würden zeigen, dass die Menschen große Angst vor dem Klimawandel hätten und es durchaus eine große Bereitschaft für Maßnahmen gebe. Die Politik müsse daher diesen Ängsten begegnen und Schritte setzen.

Kommunikation von Verzicht in Richtung Gewinn wichtig

Bei den Maßnahmen sei eine soziale Ausgewogenheit wichtig. Oftmals litten die Ärmsten der Gesellschaft am meisten an den Folgen des Klimawandels, während sie am wenigsten dazu beitragen würden. Insgesamt bräuchten wir eine "neue Kommunikation". Allzu oft werde Klimaschutz von Politik und Medien mit Verzicht gleichgesetzt. Einerseits sei die aktuelle Situation ebenso von Verzicht gekennzeichnet, wenn Menschen stundenlang im Stau stünden und der öffentliche Raum zugeparkt sei. Andererseits werde es einen wesentlich massiveren Verzicht geben, wenn nicht genügend für den Klimaschutz gemacht werde. Man müsse daher in der Kommunikation stärker betonen, was die Menschheit durch den Klimaschutz gewinne, meinten Rogenhofer und Schlederer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /