© iira116 auf Pixabay / Weiden  haben großes Potential
© iira116 auf Pixabay / Weiden haben großes Potential

Queen's University: Weiden im Rennen um Netto Null-Emissionen

Auch die Landwirtschaft muss ihre Emissionen deutlich reduzieren- um bis zu 50%!

Im Vorfeld der Cop26 untersuchen Wissenschaftler des Institute for Global Food Security (IGFS) der Queen’s University Belfast eine Reihe nachhaltiger, natürlicher Ressourcen, die das Potenzial haben, landwirtschaftliche Emissionen deutlich zu reduzieren – um bis zu 50 %.

Das IGFS ist bereits an einer Reihe von Projekten beteiligt, die die Verwendung von Algen als Futterergänzungsmittel für Nutztiere untersuchen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Diese Projekte treten jetzt in die ersten Test-Praxisphasen ein, und die Forscher erwarten, dass die Ergebnisse einen Rückgang der Methan- und Ammoniakemissionen um mindestens 30 % belegen.

In der neuesten Initiative leistet IGFS Pionierarbeit bei der Verwendung von Blättern von Weidenbäumen im Rennen um eine CO2-neutralere Landwirtschaft. Das Vereinigte Königreich hat sich verpflichtet, bis 2050 Netto-Null-Kohlenstoffemissionen zu erzielen, aber die National Union of Farmers hat angekündigt, dass die britische Landwirtschaft bis 2040 Co2-neutral sein soll. Die Cop26 wird einen besonderen Schwerpunkt auf die Reduzierung der Methanemissionen legen.

Einer der klaren Vorteile von Weiden sind, dass sie z.B. in Großbritannien leicht wachsen und bereits als Bioenergiepflanze verwendet werden. Das Agrifood & Biosciences Institute (AFBI) NI, mit dem IGFS bei diesem Projekt zusammenarbeitet, erntet bereits Weiden als Biomasse. Das neue Projekt wird Weidenblätter und -zweige (bis zu 18 mm Durchmesser), die von diesem Prozess übrig bleiben, an Wiederkäuer, in erster Linie Schafe, verfüttern, um die Auswirkungen auf die Emissionen zu sehen.
Frühere In-Vitro-Forschung am IGFS zielte darauf ab, den Nährwert verschiedener Weidensorten und ihr Potenzial zur Reduzierung der Emissionen durch bioaktive Verbindungen (kondensierte Tannine) zu bewerten. Die Ergebnisse zeigten eine hohe Reduzierung der Methanemissionen – etwa 50 % – im Vergleich zur Luzerne.

Die nächste Stufe ist die direkte Verfütterung von Weidensilage an Tiere, mit Farmversuchen mit Schafen, die Anfang 2022 beginnen sollen. Sowohl Ammoniak- als auch Methanemissionen werden zusammen mit Nährwert, Verdaulichkeit und Pansenmikrobiom im Indoor-Versuch gemessen.

Ein weiterer Aspekt des Projekts wird die Wirksamkeit von Weiden als Teil der „Agroforstwirtschaft“ bewerten, bei der Bäume auf Weideflächen angebaut werden, damit Tiere auf natürliche Weise das Laub grasen können. Agroforstwirtschaft ist in Ländern wie Neuseeland im Zuge der Entwicklung hin zu einer „regenerativen Landwirtschaft“ populär geworden, aber es mangelt an wissenschaftlichen Daten. Neben der Reduzierung des Bedarfs an konventioneller Silage verweisen Befürworter auf weitere Vorteile – wie die Verbesserung der Bodenqualität, der Biodiversität und der Verlängerung der Weidesaison.
Die IGFS-Leiterin bei diesem Projekt, Dr. Katerina Theodoridou, sagt: „Weiden haben definitiv ein großes nun erkanntes Potenzial, aber wir brauchen Beweise von den Farmen – derzeit gibt es nur sehr wenige Daten zu Weidensilage. Die Messung der Wirkung der bioaktiven Verbindungen auf die Emissionen wird uns dringend benötigte Beweise liefern, die praktisch genutzt werden können, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten.“


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /