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© Depositphotos | yulan | Aktuell beteiligt sich Deutschland jährlich mit rund 800 Millionen Euro an internationalen Arten- und Naturschutzprojekten. Dem gegenüber stehen rund 67 Milliarden Euro, die die Natur schädigen.

Milliardenloch für den Schutz der biologischen Vielfalt

Umweltverbände zum Start der Weltnaturkonferenz: Bundesregierung muss finanziellen Beitrag zum globalen Schutz der Artenvielfalt erhöhen.

Zum Auftakt der Weltnaturkonferenz am 11. Oktober in China fordern deutsche Umweltverbände von der Bundesregierung den Beitrag zur internationalen Biodiversitätsfinanzierung auf mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr zu erhöhen, um das größte menschengemachte Artensterben der Erdgeschichte aufzuhalten. Noch klaffe global eine gewaltige Lücke von geschätzten 700 Milliarden Euro, um den dramatischen Artenverlust und die rasant fortschreitende Naturzerstörung aufzuhalten, so die Verbände. Industrienationen wie Deutschland haben mit ihrem enormen ökologischen Fußabdruck eine besondere globale Verantwortung und müssen auch andere Länder beim Schutz der Artenvielfalt unterstützen.

Aktuell beteiligt sich Deutschland jährlich mit rund 800 Millionen Euro an internationalen Arten- und Naturschutzprojekten. Dem gegenüber stehen rund 67 Milliarden Euro, die die Natur schädigen. Diesen Betrag gibt Deutschland jedes Jahr zuhause für umwelt- und naturschädigende Subventionen aus, wie in der Landwirtschaft und der Fischerei. Nicht-nachhaltige Landnutzung und die Übernutzung natürlicher Ressourcen sowie die Produktions- und Konsummuster in den reichen Industrieländern gehören zu den größten Verursachern des Verlustes von Arten und Lebensräumen. Politische Rahmenbedingungen, internationale Handelspolitik[1][1] und Steuergelder sollten deshalb unbedingt eine naturfreundliche Nutzung von Land- und Meeresökosystemen im In- und Ausland fördern, statt weiterhin Ökosysteme zu zerstören.

Beim ersten Teil der Weltnaturkonferenz COP15 in Kunming, China, treffen sich Regierungsvertreter:innen aus aller Welt virtuell, beim zweiten Teil im April des kommenden Jahres auch persönlich, um über ein neues Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu beraten – vergleichbar mit dem Pariser Abkommen zum Klimaschutz. Ziel ist es, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 zu stoppen und umzukehren. Auch wegen der fehlenden Finanzierung laufen die Verhandlungen bisher jedoch stockend. Weitreichende Finanzierungszusagen würden den dringend nötigen Schwung geben, um das neue Abkommen mit ehrgeizigen Zielen verabschieden zu können.

Für unsere Lebensgrundlagen sind Biodiversitätsverlust und die Klimakrise die größten Herausforderungen, so die Verbände. Beide Krisen sind menschengemacht, befeuern sich gegenseitig und können nur gemeinsam gelöst werden. Um beiden Krisen gleichzeitig begegnen zu können, braucht es konsequenten Schutz noch bestehender und die Wiederherstellung bereits zerstörter Land- und Meeres-Ökosysteme, die wichtige CO2-Speicher sind. Gesunde, artenreiche Lebensräume sind Verbündete im Kampf gegen die Erderhitzung.

Die Biologische Vielfalt ist die Basis für unser Wohlergehen, unsere Gesundheit und unseren Wohlstand. Unsere Nahrungsmittelversorgung hängt von gesunden, artenreichen Ökosystemen ab. Wissenschaftlichen Studien legen nahe, dass sich der ökonomische Wert für die Leistungen unserer Ökosysteme mit 125 bis 140 Billionen US-Dollar pro Jahr bemessen ließe – mehr als eineinhalb-mal so viel wie die gesamte Wirtschaftsleistung in der Welt. Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) warnt vor dem Verlust dieser Ökosystemleistungen sowie von einer Million Tier- und Pflanzenarten in den nächsten zehn Jahren.


[1][1]  Ebenso wichtig wie die Bereitstellung weiterer Gelder für den Naturschutz ist es, den umwelt- und sozialschädlichen Konsum in den Industrieländern zu verringern und auf mehr Nachhaltigkeit beim Import von Produkten zu achten. Deswegen fordern die Verbände die Bundesregierung ebenso dazu auf, die derzeitigen EU-Gesetzesinitiativen für entwaldungsfreie Lieferketten (Link) und die Einführung einer Sorgfalts- und Rechenschaftspflicht für multinationale Großkonzerne (Link) hinsichtlich ihrer Konsequenz und Wirksamkeit zu unterstützen.

Quelle

NABU 2021

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