Biogas Branchenzahlen: Trend zu mehr flexibler Leistung

Zu sehen ist eine Grafik aus den Branchenzahlen Biogas, die die Anzahl von neu errichteten Biogasanlagen von 2009 bis 2021 zeigt.Grafik: Fachverband Biogas
Der Fachverband Biogas e.V. hat die Branchenzahlen für 2020 und ein Prognose für 2021 vorgestellt. Das Ergebnis: kein nennenswerter Ausbau bei neuen Biogasanlagen, eine Brutto-Stromproduktion auf Vorjahresniveau und ein deutlicher Trend zu mehr flexibler Leistung.

Die Anzahl der Biogasanlagen in Deutschland ist von 2019 auf 2020 um 97 auf 9.632 gestiegen. Die installierte Leistung erhöhte sich um 376 Megawatt (MW) auf 5.666 MW. Davon sind 3.793 MW arbeitsrelevant, was einen Rückgang um 1 MW gegenüber 2019 bedeutet. Das geht aus den Branchenzahlen vom Fachverband Biogas hervor.

Besonders auffällig ist der Zubau an flexibler Leistung mit 381 MW. „Biogas ist – anders als Wind und Sonne – speicherbar“, sagt Verbandspräsident Horst Seide. „Biogasanlagen können Strom erzeugen, wenn er gebraucht wird – auch nachts, an windstillen Tagen oder bei hoher Nachfrage. Dies ist von elementarer Bedeutung für das Gelingen der Energiewende. Die Betreiber sind sich dessen bewusst und bauen ihre Anlagen entsprechend um.“

Weniger Stromerzeugung durch hohe Investitionshemmnisse

In der Summe wurde 2020 laut den Branchenzahlen Biogas allerdings nicht mehr Biogasstrom ins Netz eingespeist. Für 2021 prognostiziert der Verband sogar einen leichten Rückgang. Seide erläutert: „Die Branche hat zwar mit der letzten Reform des EEG das lang erwartete Bekenntnis der Politik erhalten, dass die Stromerzeugung aus Biomasse bis 2030 auf heutigem Niveau erhalten bleiben soll. Investitionshemmnisse wie die Südquote oder die endogene Mengensteuerung in den Ausschreibungen sorgen jedoch de facto für einen Abfall der Stromproduktion.“ Seide fordert daher von einer neuen Bundesregierung, die endogene Mengensteuerung in den Ausschreibungen zu beseitigen.

Bayern baut laut Branchenzahlen Biogas am meisten zu

Die meisten Neuanlagen gingen 2020 in Bayern ans Netz (34), gefolgt von Baden-Württemberg (20) und Niedersachsen (19). Damit stehen nach wie vor die meisten Biogasanlagen in Bayern (2.588) vor Niedersachsen (1.709) und NRW (1.129). Die höchste installierte Leistung verzeichnet allerdings Niedersachsen mit 1.426 MW vor Bayern mit 1.298 MW und Baden-Württemberg mit 535 MW.

Nordrhein-Westfalen ist im Ländervergleich beim Nettozubau mit 15 neuen Biokraftwerken nach Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen auf Platz 4 gelandet. Dennoch spricht Reiner Priggen, Vorsitzender vom Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), von einer „bescheidenen Ausbaubilanz“: „Seit Jahren nutzt die Politik das Potenzial des Multitalents Biogas viel zu wenig, mit dem die grüne Stromerzeugung, Wärmewende und Mobilität gezielt ausgebaut werden könnte.“

2021 wird sich der Nettozubau neuer Biogasanlagen deutschlandweit vermutlich auf 60 Neuanlagen verringern. Denn aufgrund der zahlreichen und komplexen rechtlichen Anforderungen stellen zunehmend mehr Biogasanlagen nach 20 Jahren Laufzeit im EEG den Betrieb ein. Ein Zubau findet fast ausschließlich bei den Güllekleinanlagen statt, von denen 2021 voraussichtlich 93 neue Anlagen ans Netz gehen. Spürbar verlangsamt sich nach Schätzungen des Verbandes auch die Flexibilisierung im Bestand, die nur noch einen Leistungszubau von etwa 120 MW Ende des Jahres umfassen könnte. Für Ende 2021 prognostiziert der Verband 9.692 Biogasanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 5.787 MW.

Biogas als Ersatz für Kohle und Atomkraft

„Wir müssen den Bestandsanlagen eine reelle Perspektive zum Weiterbetrieb anbieten“, sagt der Verbandspräsident. „Wir können weder auf die klimafreundliche Energie noch auf das Knowhow von zwei Jahrzehnten verzichten.“ Dafür bräuchten die Akteure aber verlässliche Rahmenbedingungen, neue Anreize für die Flexibilisierung im Bestand und weniger kostenintensive Auflagen.

Biogasanlagen sind eine unverzichtbare Säule im Energiesystem der Zukunft, betont Seide. Vor allem im Hinblick auf das Ende der Atomkraft im kommenden Jahr und das Auslaufen der Kohleenergie brauche es einen Energieträger, der flexibel auf Stromschwankungen reagieren kann.

14.10.2021 | Quelle: Fachverband Biogas, LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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