© Peter Lechner/HBF  / Bundespräsident Alexander Van der Bellen
© Peter Lechner/HBF / Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Bundespräsident zu Klimakonferenz: Wichtige Fortschritte, aber insgesamt zu wenig

Van der Bellen - Appell an Staatengemeinschaft: Ambitionen erhöhen, Ausstieg aus fossilen Energien beschleunigen

"Auch wenn wichtige Fortschritte erzielt wurden, insgesamt reichen die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz deutlich nicht aus, um die globale Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen und die Klimakrise wirksam einzudämmen. Die Staatengemeinschaft muss ihre Ambitionen bis zur nächsten Klimakonferenz in Ägypten im Herbst 2022 deutlich erhöhen und den Ausstieg aus der Nutzung klimaschädlicher fossiler Energien beschleunigen", appelliert Bundespräsident Alexander Van der Bellen anlässlich des Abschlusses der Verhandlungen bei der COP26 in Glasgow.

"Wichtig ist das klare Bekenntnis zum 1,5 Grad-Ziel im Abschlussdokument der Konferenz. Als Fortschritte sind auch die neue Festlegung konkreter Klimaziele einzelner Staaten oder die Absichtserklärungen von Staatengruppen in den Bereichen Waldschutz, Begrenzung der Methan-Emissionen oder dem Ende des Verbrennungsmotors zu werten. Wirksam werden diese Ankündigungen aber nur, wenn sie auch umgesetzt werden", so Van der Bellen.

"Enttäuschend ist, dass ein Bekenntnis zum Ausstieg aus der Kohlenutzung in letzter Minute abgeschwächt wurde und finanzielle Zusagen an den globalen Süden nicht eingehalten wurden. Insgesamt reichen die bisher angekündigten und beschlossenen Maßnahmen bei weitem nicht aus, um die Klimakatastrophe wirksam einzudämmen. Auch im Bereich der Klimafinanzierung oder was die Einbindung von Nichtregierungsorganisationen und direkt von der Klimakrise betroffenen Gruppen in die Verhandlungen betrifft, wurde zu wenig erreicht bzw. getan. Das sind schlechte Nachrichten für uns alle: für die Inselstaaten im Pazifik und im Indischen Ozean, die jetzt bereits gegen das Untergehen ankämpfen. Für unsere Gletscher, die in den nächsten Jahren weiter schmelzen werden. Für unsere Bauern und Forstwirte, die sich auf verschlechternde klimatische Bedingungen werden einstellen müssen. Für Millionen von Menschen in Afrika, die bereits jetzt - wie aktuell gerade in Madagaskar - an einer Hungersnot dramatischen Ausmaßes leiden, die direkt durch die Klimakrise bedingt wurde. Die bereits jetzt lokale Erhitzung im Ausmaß von bis zu 3 Grad Celsius spüren und die sich auf die Suche nach neuen Wasserquellen, nach neuem Weideland, nach einem Zuhause machen müssen. Die Anzahl der Klimaflüchtlinge wird weltweit weiter zunehmen, wenn wir nicht rasch gegensteuern", sagt der Bundespräsident.

"Dennoch müssen wir zuversichtlich bleiben und alles daransetzen, den Umbau für eine klimaneutrale Gesellschaft voranzutreiben.

Ich danke dem Organisationsteam der COP und Präsident Alok Sharma für ihren Einsatz, ich danke allen Delegationen und den Vertreterinnen und Vertretern der Klimabewegung - insbesondere der Jugend - und ganz besonders auch Frau Bundesministerien Leonore Gewessler und ihrem Verhandlungsteam, die für die EU die wichtige Frage der Marktmechanismen verhandelt haben. Wichtig ist, dass wir in Österreich beim Klimaschutz konsequent daran arbeiten, das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 auch zu erreichen", schließt Van der Bellen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /