Mehr Flächen für Windenergie: Flugsicherung verkleinert Schutzbereiche der Drehfunkfeuer

Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH verkleinert die Anlagenschutzbereiche rund um Drehfunkfeuer, um Platz für Windenergieanlagen zu schaffen.Foto: joergneufeld / stock.adobe.com
Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH verkleinert ihre Anlagenschutzbereiche rund um Drehfunkfeuer. So schafft man weiteres Potenzial für mehr Flächen für Windenergieanlagen in Deutschland.

Zur besseren Vereinbarkeit von Flugsicherung und Windenergie haben das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) und die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH in den vergangenen Monaten umfangreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht. Das Ziel war es, den störungsfreien Betrieb von Flugsicherungsanlagen zu sichern und dabei so weit wie möglich energiepolitische Belange zu berücksichtigen. Somit will man im Ergebnis mehr Flächen für Wind an Land zur Verfügung stellen. Wesentliche Aspekte hat die Physikalisch-Technische-Bundesanstalt (PTB) im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Forschungsprojekts WERAN entwickelt, bei dem es auch um Wechselwirkungen zwischen Windenergieanlagen und einem Drehfunkfeuer ging.

Verkleinerte Anlagenschutzbereiche der Drehfunkfeuer schaffen Platz für Windenergieanlagen

BMWK und BMDV hatten sich im April 2022 darauf verständigt, auf Grundlage der im Projekt WERAN neu gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse die Schutzbereiche von Flugsicherungsanlagen zu überprüfen. Auf Grundlage neuer Kriterien hat die DFS nun die Möglichkeit, die Anlagenschutzbereiche der Doppler-Drehfunkfeuer (DVOR) neu zu bewerten. Und festzulegen, ob sie diese auf den von der PTB vorgeschlagenen Radius von sieben Kilometer verkleinern kann. Nur innerhalb dieses Radius muss man bei Bauvorhaben Flugsicherungsaspekte berücksichtigen. Diese Neubewertung beginnt am 1. August 2022 und soll bis Ende 2022 abgeschlossen werden. Die schon vorliegenden Ergebnisse erlauben die Verkleinerung der Anlagenschutzbereiche der DVOR Klasdorf, DVOR Gedern und DVOR Fulda bereits zum 1. August 2022. Die DFS erwartet, dass in vielen weiteren Fällen die Verkleinerung erfolgen kann und somit eines der Hemmnisse für die Planung von Windenergieanlagen entfällt.

Neue Berechnungsformel für CVOR

Die mögliche Störung der vom Funkfeuer bereitgestellten Navigationsinformationen durch Windenergieanlagen, der sogenannte Winkelfehler, kann man anhand einer Berechnungsformel ermitteln. DFS und PTB konnten eine neue Formel entwickeln, die präzisere Vorhersagen ermöglicht. Für die robusteren Doppler-Drehfunkfeuer hat man eine ebenfalls gemeinsam entwickelte Formel bereits seit 2020 angewendet. Seitdem hat sich die Zustimmungsquote auf über 90 Prozent erhöht. Mit der voraussichtlich ab Ende September 2022 einsatzfähigen neuen CVOR-Berechnungsformel ist auch für Funkfeuer herkömmlicher Bauart (CVOR) eine höhere Zustimmungsquote absehbar.

Akzeptanz höherer Winkelfehler

Durch eine Neubewertung der für die Flächennavigation erforderlichen Leistungsanforderungen einerseits und technische Modifikationen an den Navigationsanlagen andererseits kann man ab sofort einen höheren, zum Beispiel durch Windenergieanlagen hervorgerufener Winkelfehler akzeptieren. Damit steigt das zur Verfügung stehende Fehlerbudget von heute 1,0° auf je nach Anlagentyp auf 1,5° bis 2,1°. Dies erlaubt den Aufbau zusätzlicher Windenergieanlagen in den Anlagenschutzbereichen von Drehfunkfeuern.

Rückbau und Umbau von Drehfunkfeuern

Im Zuge der Einführung moderner, vermehrt satellitengestützter Navigationsverfahren überprüft die DFS aktuell die rund 2.600 Flugverfahren im gesamten deutschen Luftraum. Die neuen Verfahren ermöglichen vielerorts den Abbau von Funkfeuern. Seit 2002 wurden bereits 17 Anlagen abgebaut. Von den heute 51 im Eigentum der DFS befindlichen Anlagen werden bis 2032 voraussichtlich weitere 20 Anlagen zurückgebaut. Außerdem wurde durch Unterstützung des BMWK die Umrüstung von acht CVOR in weniger störanfällige DVOR ermöglicht.

2.8.2022 | Quelle: BMWK | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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