© Diego Delso
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Deutschland/ Stresstest für Atomkraftwerke: AKW-Reservebetrieb ist unnötig und ignoriert Sicherheitsrisiken

BUND prüft rechtliche Schritte

Berlin - Anders als vvom deutschen Bundesfinanzminister Christian Lindner und den Atom-Befürworter*innen in den Unionsparteien behauptet, zeigt der vom deutschen Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichte Stresstest: Die Versorgungssicherheit und die Stromnetzstabilität in Deutschland sind trotz Krise nach wie vor hoch. Die drei verbliebenen Atomkraftwerke – auch das zeigt der Stresstest – haben daran allerdings keinen wesentlichen Anteil. „Wir haben keine Versorgungslücke, sondern eine nicht hinnehmbare Sicherheitslücke“, erklärt Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Dennoch sollen die AKW Isar 2 und Neckarwestheim 2 laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nach dem gesetzlichen Abschalttermin Ende des Jahres noch bis April als Reservekraftwerke bereitstehen. Der geringe Nutzen steht dabei in keinem Verhältnis zu den Risiken. Der BUND warnt vor einem Aufweichen des Atomausstiegs und prüft rechtliche Schritte gegen ein Wiederanfahren der AKW nach dem gesetzlichen Abschalttermin.

„Es ist gut, dass alle drei Atomkraftwerke wie geplant am 31. Dezember abgeschaltet werden. Doch dann muss auch endgültig Schluss sein. Es ist nicht nachvollziehbar, dass Atomkraftwerke, die keinen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können, in Reserve bleiben sollen. Dass Robert Habeck die Chance nicht genutzt hat, um der sinnlosen Geisterdebatte um Laufzeitverlängerungen endlich ein Ende zu setzen, ist bedauerlich. Denn jetzt kommt es darauf an, dass alles getan wird, um die Energieversorgung jenseits der Atomkraft zu sichern. Der Atomstreit zwischen den Parteien lenkt davon ab. Es braucht einen Ausbauturbo für Erneuerbare im Süden, inklusive der Abschaffung der 10 H-Regelung in Bayern und konsequentes Energiesparen“, erklärt Bandt.

Die beiden betroffenen Kraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 laufen bereits seit drei Jahren ohne gültige Sicherheitsnachweise. Im AKW Neckarwestheim sind zudem wiederholt dutzende Risse in sicherheitsrelevanten Rohrleiten entdeckt worden. „Der Verstoß der Bundesregierung gegen europäische Sicherheitsvorschriften ist verantwortungslos und darf nicht länger fortgesetzt werden. In Frankreich steht die halbe Reaktorflotte maßgeblich wegen Sicherheitsprüfungen still, die die Bundesregierung offenbar für verzichtbar hält. Eine Hochrisikotechnik darf nicht im Blindflug betrieben werden“, stellt Bandt klar.

Weitere Details auch hier Atomausstieg – Mythen zu Streckbetrieb und Laufzeitverlängerung


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /