Novelle für mehr Wasserkraft in der Mittelspannung

Blick auf einen Fluss mit neuem Wasserkraftwerk vor der Kulisse der Alpen.Foto: TUM
Durch neue Anschlussregeln soll mehr Wasserkraft ins deutsche Stromnetz fließen.
Um immer mehr erneuerbare Energie in die Stromnetze einspeisen zu können, müssen die technischen Anschlussregeln novelliert werden. Der VDE hat nun eine Novelle vorgelegt, die mehr Wasserkraft integrieren soll.

Durch eine Novelle der Technischen Anschlussregeln (TAR) in der Mittelspannung will der VDE mehr Wasserkraft ins Stromnetz bekommen. Das teilte der VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. mit. Es gehe dabei um eine Vereinfachung des Einzelnachweisverfahrens (VDE-AR-N 4110). Hintergrund ist, dass alle Erzeugungsanlagen, die zur Systemstabilität beitragen, die entsprechenden Eigenschaften vor dem Netzanschluss nachweisen müssen. Für kleinere Erzeugungsanlagen mit einer Leistung zwischen 135 und 950 Kilowatt, die mit individuell konstruierten Erzeugungseinheiten wie Generator oder Turbine arbeiten – vor allem Wasserkraftanlagen – waren dazu bisher umfangreiche Simulationen und Modelle notwendig. Mit dem neuen vereinfachten Verfahren sei dies nun nicht mehr erforderlich. Dadurch sinken die Kosten für die Zertifizierung. Zusätzlich liege nun ein vereinfachter Nachweisprozess vor. Bereits bestehende Wasserkraftwerke könnten nach Umbau oder Erneuerung mit einem überschaubaren Aufwand weiter einspeisen. Derzeit liege die Erzeugungsleistung von Wasserkraftwerken bei rund 5.000 Megawatt.

Novelle für Wechselrichter und Speicher bis 2025

Bis 2025 planen die Expert*innen bei VDE FNN umfangreiche Überarbeitungen der Technischen Anschlussregeln für sämtliche Spannungsebenen. Die Wechselrichter von Erzeugungsanlagen müssen zukünftig wichtige Beiträge für die Systemstabilität leisten, da diese bei 100 Prozent Erneuerbaren nicht mehr von den großen konventionellen Kraftwerken zur Verfügung gestellt werden. Zudem sollen in der Niederspannung mehrere Netzanschlüsse in einem Gebäude oder Messeinrichtungen für den Betrieb von Energiemanagementsystemen ebenso aufgenommen werden wie Regeln für den Einbau von modernen Messeinrichtungen in Kundenanlagen. Auch die Anforderungen für den Netzanschluss und Betrieb von E-Mobilität (bidirektionales Laden), Notstromaggregaten und Speichern werden aktualisiert. Dabei sollen weitere Vereinfachungen und Verbesserungen des Nachweisprozesses erfolgen. Die Systemeigenschaften von Erzeugungsanlagen und deren Nachweise sind besonders wichtig, damit erneuerbare Anlagen Großkraftwerke ablösen können.

Der Aktualisierungsbedarf von Technischen Anschlussregeln wird spätestens alle fünf Jahre überprüft. Macht die technologische oder politische Entwicklung einen kurzfristigere Anpassung notwendig, so erarbeitet eine VDE FNN Projektgruppe einen Entwurf und veröffentlicht diesen. Jede Person kann dazu innerhalb von zwei Monaten Änderungsvorschläge abgeben. Eingegangene Änderungsvorschläge werden in der Projektgruppe geprüft und soweit wie möglich berücksichtigt.

Die Novelle 2023 der TAR Mittelspannung ist bereits inhaltlich finalisiert und nun als Vorab-Veröffentlichung im VDE Shop verfügbar. Diese verschafft Anwendern Vorlauf für die Umsetzung. Die Vorab-Version wird derzeit bei der Europäischen Kommission notifiziert und tritt danach erfahrungsgemäß unverändert in Kraft – geplant ist dies für April 2023.

26.1.2023 | Quelle: VDE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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