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Das Gebot der Stunde: Warum Unternehmen nachhaltiger handeln sollten und wie dies gelingen kann

Waldbrände, Plastikteppiche im Meer oder fatale Luftwerte – unserem Planeten geht es schlecht. Und das wissen wir längst.

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Auch wenn vieles davon unseren Alltag noch nicht unmittelbar bedroht, so wird sich spätestens die nächste Generation damit konfrontiert sehen. Nicht nur Privatpersonen und Regierungen beschäftigen sich daher mit diesem Thema, sondern auch Unternehmen. Aber wie steht es konkret um unsere Erde, welche Rolle spielen Unternehmen dabei und wo ergeben sich für sie Möglichkeiten, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern?

Die Situation in Zahlen

Österreich ist Europameister. Und zwar beim Bodenverbrauch. So verringerten sich Österreichs produktive Böden laut dem Umweltbundesamt allein im Jahr 2020 um 39 km2. Der Drei-Jahresmittelwert der Flächeninanspruchnahme – bezogen auf die Jahre 2018, 2019 und 2020 – liegt mit 42 km2 sogar noch etwas darüber. Das entspricht in etwa der Größe von Eisenstadt. Davon wurde in den letzten Jahren knapp die Hälfte versiegelt, also dauerhaft für Siedlungs- und Verkehrs- oder wirtschaftliche Zwecke verwendet, wodurch dieser Boden nicht mehr biologisch genutzt werden kann. Der größte Teil davon ging für Betriebsflächen drauf. Unternehmen spielen also eine bedeutende Rolle. Daneben liegt der Ressourcenverbrauch in Österreich laut dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf einem ebenso verheerenden Niveau: 19 Tonnen verbrauchen die Österreicher jährlich pro Kopf. Dieser Wert übersteigt die planetaren Grenzen deutlich, wobei unsere materialintensive Wirtschaftsweise hauptverantwortlich für diese hohe Quote ist. Im europäischen Vergleich liegt Österreich in puncto Materialverbrauch auf dem 11. Platz, in puncto Material-Fußabdruck sogar auf Platz 5. Dadurch steigen die Treibhausgasemissionen weiter an, die mit dem Ressourcenverbrauch eng verbunden sind. Laut OECD werden sich diese bis 2060 gar nochmals verdoppeln. Die drei Spitzenreiter in Sachen Material- und CO2-Fußabdruck sind der Bausektor, die Nahrungs- und Futtermittelproduktion sowie das Gesundheits- und Sozialwesen. Auch in dieser Kategorie finden sich daher einige Unternehmen. Die Liste an umweltschädlichen Indikatoren könnte man in Österreich – und anderen Ländern – noch lange fortführen. Genau deswegen wurde 2015 die UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ins Leben gerufen. Wie es bis dorthin aussehen wird, wird sich erst zeigen. Einstweilen kann jeder einzelne dazu beitragen, dass sich die Situation zumindest nicht noch verschlechtert und auch Unternehmen haben erkannt, dass nachhaltiges Handeln das Gebot der Stunde ist.

Nachhaltigkeit als Gesamtkonzept

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist momentan in aller Munde, doch das war vor ein paar Jahren noch ganz anders: Damals sprach man vor allem von Klima- oder Umweltschutz. Zugegeben, beides ist eng miteinander verbunden und doch handelt es sich dabei um keine Synonyme, denn Nachhaltigkeit bedeutet auch, dass künftige Generationen stärker miteinbezogen werden. Es geht also um ein ökologisches, umweltfreundliches, aber auch faires und sozial gerechtes Handeln, das im Heute beginnt und im Morgen die volle Wirkung zeigt. Was bedeutet nun aber Nachhaltigkeit für Betriebe? Laut der Wirtschaftskammer geht es heutzutage nicht mehr nur darum, gut zu wirtschaften, sondern auch eine realistische Ausgewogenheit zwischen einer kurzfristigen Gewinnerzielung und der Sicherung der Zukunftsfähigkeit zu erreichen. Ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Interessen sollten sich damit die Waage halten und Produkte bzw. Dienstleistungen zu einer nachhaltigen Entwicklung der gesamten Gesellschaft beitragen. In manchen österreichischen Unternehmen ist Nachhaltigkeit schon lange Teil der Firmenphilosophie. Andere hingegen haben sich noch gar nicht damit beschäftigt. Wer also als Firmenchef das Thema Nachhaltigkeit angeht, profitiert auf zweierlei Weise: zum einen kann er damit das Ansehen seines Unternehmens steigern, zum anderen wirkt sich sein Denken und Handeln positiv auf die Gesellschaft und unseren Planeten aus. Denn längst beurteilen auch Verbraucher Unternehmen nach ihrem Bestreben, nachhaltiger zu agieren. Im Folgenden werden ein paar Möglichkeiten aufgezeigt:

Gewinn nicht als oberstes Ziel sehen:

Schwarze Zahlen sind wichtig, denn wer im Minus versinkt, wird über kurz oder lang nicht überleben. Doch anders als noch vor einigen Jahrzehnten, in denen Profit und Wachstum die obersten Ziele waren, gibt es immer mehr Unternehmen, die die Gewinninteressen nicht mehr ganz so sehr in den Vordergrund rücken. Sie setzen das gewonnene Kapital zum Beispiel nicht für eigene Interessen ein, sondern kommen ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft nach.

Nachhaltige Materialien verwenden:

Nicht nur beim Bau eines Firmensitzes, sondern auch bei der Sanierung eines bestehenden Gebäudes kann darauf geachtet werden, dass möglichst viele ökologische Materialien verwendet werden, die nachwachsen, kurze Transportwege hinter sich haben, wenig Energie beim Herstellungsprozess verbrauchen, langlebig und recyclingfähig sind. Dazu gehören zum Beispiel Holz, Ziegel oder Natursteine – und das möglichst aus der Region. Dieser Ansatz lässt sich im Unternehmen selbst fortführen, indem etwa Papier gespart wird oder Möbel von regionalen Herstellern bezogen werden. Die Reinigungsmittel sollten ebenfalls ökologisch-abbaubar sein und dem Thema Müllvermeidung und -trennung sollte große Bedeutung zukommen. Auch die Firmengeschenke, die ein Unternehmen an Kunden und Partner verschenkt, sollten aus der Region stammen.

Produktion und Produkte überdenken:

Der Fahrplan Richtung mehr Nachhaltigkeit beinhaltet natürlich auch jene Produkte, die ein Unternehmen herstellt. Auch diese sollten so umweltfreundlich wie möglich sein, aus nachhaltigen Rohstoffen bestehen, langlebig und reparaturfähig sein und ohne chemische Substanzen auskommen. Auch eine hohe Recyclingfähigkeit ist neben einer hohen Qualität wichtig. Aber nicht nur die Waren selbst sind ausschlaggebend, sondern auch die Produktion, die dahintersteckt. Auch sie sollte möglichst ressourcen- und energieschonend vonstattengehen.

Kantine mit regionaler und saisonaler Kost:

Große Firmen, die über eine eigene Kantine verfügen, können auch diese nachhaltiger gestalten. Regionale und saisonale Lebensmittel sind hierbei das A und O. Darüber hinaus sollten auch mehr fleischfreie Gerichte Einzug in den Speiseplan halten. Wer nicht auf Fleisch verzichten will, sollte dieses möglichst von nachhaltig wirtschaftenden und biologisch handelnden Landwirten beziehen.

Ökostrom verwenden:

Ökostrom stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien und ist daher gefragter denn je. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, generiert einen Teil des verwendeten Stroms mit eigenen Photovoltaik-Anlagen, die beispielsweise auf der Produktionshalle Platz finden.

Firmenflotte erneuern:

Eine weitere Möglichkeit, nachhaltiger zu handeln, ist es, die Firmenflotte zu erneuern. Besonders alte Dienstwagen mit einem hohen Verbrauch sollten ausgetauscht werden. Auch Elektroautos liegen im Trend. Generell sollten Dienstreisen nur dann angetreten werden, wenn sie zwingend nötig sind. Und auch Fahrgemeinschaften oder Homeoffice tragen zum Umweltschutz bei.

Fazit: Ging es den Verbrauchern vor ein paar Jahren noch ausschließlich um das Aussehen und die Funktionsweise der Produkte selbst, so beurteilen immer mehr Konsumenten das dahintersteckende Unternehmen auch in puncto Nachhaltigkeit. Und das ist eine begrüßenswerte Entwicklung, denn diverse Umweltindikatoren wie Flächen- oder Ressourcenverbrauch verheißen nichts Gutes. Wer gewisse Unternehmensbereiche nachhaltiger gestaltet, schlägt als Unternehmer zudem zwei Fliegen mit einer Klappe: Dadurch verbessert sich zum einen der Ruf der Firma, zum anderen leistet der Betrieb damit einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /